Die medico-Partnerorganisation Medical Relief Society (MRS) setzt sich für den Zugang zu medizinischer Notfallversorgung in palästinensischen Gebieten ein. In Ostjerusalem werden dafür junge Erwachsene in Erste-Hilfe ausgebildet und mit First-Aid-Kits ausgestattet.

Seit der Ernennung der neuen rechtsextremen Regierungskoalition in Israel hat die Gewalt und Unterdrückung gegen die palästinensische Bevölkerung ein neues, erschreckendes Ausmass angenommen. Das Regierungsprogramm legitimiert und fördert eine radikale Siedlungspolitik mit dem Ziel der totalen Annexion des Westjordanlandes und Ostjerusalems. Im laufenden Jahr 2023 kam es bereits zu zahlreichen gewalttätigen Angriffen von radikalen, zionistischen Siedler*innen aber auch des israelischen Militärs auf palästinensische Gemeinden. Anders als in israelischen und westlichen Medien oft dargestellt, handelt es sich bei den Opfern der Angriffe nicht primär um Anhänger*innen extremistischer Gruppen, sondern bei mehr als zwei Dritteln um Zivilist*innen.
 
Die medico-Partnerorganisation Medical Relief Society (MRS) setzt sich bereits seit der ersten Intifada 1987-1993 für den Zugang zu medizinischer Direkthilfe und Versorgung in Palästina ein. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung von Erste-Hilfe-Gruppen und der Sensibilisierungsarbeit in Schulen. MRS verbindet ihre Forderungen nach dem Recht auf Gesundheit für alle mit dem Kampf gegen die israelische Besatzung und für eine demokratische Gesellschaft in Palästina.

Ostjerusalem: Unterdrückung und Gewalt

Jerusalem ist seit dem Sechstagekrieg 1967 ein Brennpunkt im Nahostkonflikt. Mit der Annexion des östlichen Jerusalems und der Altstadt hat Israel die Kontrolle über Ostjerusalem übernommen. Die heute rund 320'000 in Ostjerusalem lebenden Palästinenser*innen haben ein auf die Stadt Jerusalem beschränktes Aufenthaltsrecht, jedoch keine Staatsbürgerrechte. Die Infrastruktur und staatliche Dienstleistungen wie Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Strom-, Wasser- und Telefonversorgung werden in den palästinensischen Nachbarschaften bewusst vernachlässigt und sind in einem desolaten Zustand.
 
Die Gewalt gegen Palästinenser*innen in Ostjerusalem durch radikale jüdische Siedler*innen aber auch durch israelische Sicherheitskräfte nimmt stetig zu. Täglich werden Wohnhäuser gewaltsam geräumt und zerstört. Demonstrationen und Proteste gegen die strukturelle Diskriminierung und die fehlenden Rechte der palästinensischen Bevölkerung werden oft brutal niedergeschlagen.

Schnelle medizinische Hilfe vor Ort

Im Falle von Angriffen und gewaltsamen Auseinandersetzungen ist eine sofortige und kompetente Erstversorgung von Verletzten ausschlaggebend, um Leben zu retten und das Risiko auf gesundheitliche Spätfolgen zu minimieren. Ambulanzen werden jedoch oft an Checkpoints an der sofortigen Weiterfahrt gehindert oder von der israelischen Polizei gezielt aufgehalten. Die von MRS ausgebildeten lokalen Erste-Hilfe-Teams spielen deshalb eine entscheidende Rolle für die medizinische Versorgung in palästinensischen Nachbarschaften. Mit der Zunahme der Gewalt braucht es auch mehr ausgebildetes Personal und medizinisches Material.
 
Im Rahmen der medico-Jahrespartnerschaft 2023/2024 absolvieren insgesamt 100 Jugendliche und junge Erwachsene aus zehn Quartieren eine mehrtätige Erste-Hilfe-Grundausbildung. Es werden Grundlagen der Bergung und Rettung, Techniken der Reanimation und die Versorgung von Wunden und Brüchen trainiert. Ebenso werden Themen wie Leadership, gewaltfreie Kommunikation und der Umgang mit Sicherheitsprotokollen gelehrt. Nach bestandener Abschlussprüfung erhalten die Teilnehmenden eine Erste-Hilfe-Tasche mit dem nötigen Material zur Erstversorgung. Die Kurse sind sehr gefragt! Ausgewählt werden die Teilnehmenden aufgrund ihres Alters (17-35 Jahre) und ihrer Motivation. Es wird eine ausgewogene Beteiligung der Geschlechter angestrebt.

Sichere Räume und Sinnhaftigkeit

Rund die Hälfte der Bevölkerung im Westjordanland und in Ostjerusalem ist unter 18 Jahre. Gleichzeitig liegt die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-jährige) bei 38%. Die Kursteilnehmer*innen wuchsen in einem Umfeld von Gewalt, politischer Repression und Armut auf. Ihr Leben ohne Staatsbürgerschaft ist von Fremdbestimmung und Fragen nach Zugehörigkeit geprägt. Das «Erste-Hilfe-Programm» von MRS bietet den Teilnehmenden eine Perspektive und bindet sie in die Gemeinschaft ein. «In den Ausbildungsprogrammen möchten wir für die jungen Menschen Räume schaffen, in denen sie sich austauschen und vernetzen, ihre Fähigkeiten entwickeln und gemeinsam ihre kollektive und persönliche palästinensische Identität stärken können. So werden sie zu einer treibenden Kraft der Veränderung,» so Nasser Jamjoum, Leiter des Ausbildungsprogramms.

Budget 20’000 Franken 

Mit 20’000 Franken ermöglicht die medico-Jahrespartnerschaft die Ausbildung und Ausrüstung von 10 neuen Erste-Hilfe-Teams in Ostjerusalem. Insgesamt werden 100 junge Palästinenser*innen zwischen 17 und 35 ausgebildet.

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