Krise überall – doch wo bleiben die positiven Visionen für die Zukunft? Hoffnungsvolle Perspektiven sind der Sauerstoff, der die Demokratie am Leben hält. medico beteiligt sich am diesjährigen Reclaim Democracy Kongress. Der Kongress mit über 40 Workshops findet am 13. und 14. September 2024 in Zürich statt (Volkshaus, Xenix, Kanzlei) und bietet ein Wochenende voller Diskussionen darüber, wie eine solidarische und demokratische Zukunft gestaltet werden kann. Unser Beitrag dazu basiert auf den Erfahrungen der kurdischen Bewegung:
Im nordsyrisch-kurdischen Rojava wird seit mehreren Jahren versucht, eine radikaldemokratische Gesellschaftsform umzusetzen. Sie basiert auf Selbstverwaltung, Frauenbefreiung, Ökologie und basisdemokratischer Partizipation und ist weit über den Mittleren Osten wegweisend. Dieses Modell, das die kurdische Bewegung als «demokratischen Konföderalismus» bezeichnet, steht im Mittelpunkt unseres Workshops. Die grundlegenden Überlegungen zu einer solchen radikaldemokratisch organisierten Gesellschaft stammen von Abdullah Öcalan. Dabei steht nicht der nationale Befreiungskampf im Zentrum, sondern die Frage, wie ausgehend von einem fliessenden Konzept und antipatriarchalen Denkweisen innerhalb eines Systems alternative basisdemokratische Strukturen aufgebaut werden können. Der türkische Staat bekämpft das Modell Rojava politisch und militärisch. Der «demokratische Konföderalismus» würde auf dem gesamten Globus zu grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen führen, weshalb ihm die dringend benötigte Unterstützung versagt bleibt. Die Auseinandersetzung mit dem demokratische Konföderalismus leistet einen grundsätzlichen Beitrag zu Demokratie-Debatten und zu einer radikaldemokratischen Zukunft.
Unser Gast ist Devriş Çimen. Er ist Journalist und Politiker, und ausserdem bekannt für seine grossartigen Workshops. Devriş Çimen wurde in einem kurdischen Dorf in Elbistan, Türkei, geboren. Er lebt seit mehr als 30 Jahren in Europa. Er schreibt für kurdische, türkische und deutschsprachige Medien über politische und gesellschaftliche Entwicklungen im mittleren Osten. Von 2019 bis 2023 war er Europa-Vertreter der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Brüssel. Seit einem Jahr gehört er zu einem Team, das eine internationale Akademie für Sozialwissenschaft aufbaut, die sich mit der demokratischen Moderne befasst.
Der Workshop «Eine radikaldemokratische Zukunft dank Konföderalismus?» ist eine Zusammenarbeit von medico international schweiz, Brückenschlag Zürich <–> Amed/Diyarbakir und SOLIFONDS.