Im Rahmen des feministischen Psychodramazentrums in San Salvador thematisiert die Frauenorganisation Las Mélidas in Gruppenprozessen die Wechselwirkung von individuellen und körperlichen Traumata und der sozialen und politischen Realität in El Salvador.
Der zwölfjährige Krieg in El Salvador (1980-1992) mit seinen extrem hohen Opferzahlen hat auch bei den Aktivist*innen der Mélidas tiefe Spuren hinterlassen. In regelmässigen Workshops finden die Teilnehmer*innen mit den Methoden des Psychodramas einen geschützten Raum, um ihre persönliche wie auch politische Geschichte und ihre Gewalterfahrungen vor, während und nach dem Krieg zu ergründen. In einem kollektiven Prozess werden sie sich der strukturellen und oft männlich besetzen Gewalt bewusst und lernen, diese zurückzuweisen und zu überwinden. Damit setzen sie Energien für konstruktive Arbeit frei und schaffen sich neue persönliche und kollektive Handlungsräume.
Seit 25 Jahren werden die Mélidas von Ursula Hauser und Maja Hess im Rahmen des politischen Psychodramas aus- und weitergebildet. Die feministischen Psychodramatikerinnen in El Salvador leiten heute zahlreiche Gruppen, insbesondere mit Frauen in ländlichen Gemeinden. Viele dieser Frauen fühlen sich in den Gruppensitzungen zum ersten Mal ernst und wahrgenommen. Sie können ihren Lebensgeschichten und Emotionen Ausdruck geben. «Wir haben gelernt zu sprechen», sagen viele. Wer das erlernte Schweigen, die Scham und die Scheu der Frauen auf dem Land kennt, versteht die Explosionskraft dieser Aussage.
«Für mich bedeutet Psychodrama Hoffnung», betont die Mitgründerin der Mélidas und Leiterin des feministischen Psychodramazentrums Delia Cornejo, «Natürlich kann die Methode Probleme nicht einfach so aus der Welt schaffen, aber sie gibt uns Werkzeuge in die Hand, um weiterzukämpfen. In diesem Sinne ist das Psychodrama revolutionär.» Aktuell müssen die Mélidas sich gegen das repressive Vorgehen der Regierung wehren. Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung stärken die Widerstandskraft.
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Die feministische Organisation Movimiento de Mujeres Mélida Anaya Montes M.A.M (Las Mélidas) engagiert sich seit 1992 für die Verteidigung und den Schutz der Rechte der Frauen. Die Mélidas verstehen sich als Fortsetzung des sozialen Kampfes und der (Frauen-)Solidarität von Dr. Mélida Anaya Montes – Lehrerin, Freiheitskämpferin und Mitgründerin der FPL/FMLN. Durch Sensibilisierungs-, Organisations- und Empowerment-Prozesse stärken die Mélidas die Teilnahme und die Rolle der Frauen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. Einen wichtigen Schwerpunkt legen die Mélidas auf die Förderung der psychosozialen Gesundheit der Frauen.