In der Türkei kostete politische Fahrlässigkeit unzählige Menschenleben und schickte Millionen in die Obdachlosigkeit. Geschlossene Grenzübergänge zwischen der Türkei und Nordsyrien verhinderten die sofortige Lieferung von Hilfsgütern und Geräten zur Bergung von Verschütteten. Nun nutzen die Führungen in Ankara und Damaskus die Krise, um die eigene Position zu stärken: Der türkische Präsident Erdogan kämpft im Inneren, Syriens Machthaber Assad nach aussen.
In ihrem Artikel für das Bulletin "Alternative - die Grünen Zug" erläutert Maja Hess, Präsidentin von medico international schweiz, warum die Katastrophe des verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet nicht nur Naturgewalt, sondern zutiefst politisch ist. Sie schreibt: "Die Ursachen für die hohen Opferzahlen sind nicht nur in der Stärke des Bebens, sondern auch in der neoliberalen Baupolitik und dem türkischen Kolonialismus in Nordkurdistan begründet. [...] Während Familienangehörige, solidarische Menschen und Organisationen Geld, Hilfsgüter und Medikamente sammeln, versuchen die Führungen in Ankara und Damaskus, die Krise für sich zu nutzen. Erdogan will wiedergewählt werden und hat als Antwort auf das Erdbeben den Ausnahmezustand in der betroffenen Region verhängt, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Assad möchte international rehabilitiert werden und verbucht jede Hilfslieferung als eigenen Verdienst." Lesen sie den ganzen Artikel (S.20-22) "Erdbeben: Politische Katastrophe"
Unsere Kollegin von medico international Deutschland, Anita Starosta, erklärt in ihrem neuesten Blog-Beitrag "Türkei - Wahlkampf auf Trümmern", dass es nicht das erste Mal wäre, dass ein Erdbeben den Ausgang von Wahlen in der Türkei bestimmt. Ob am Ende das staatliche Versagen oder Erdoğans Versprechungen die Wahl im Mai entscheiden werden, sei aber noch völlig offen. Sie schreibt: "Während Erdoğan seine Anhänger:innen mit staatlicher Hilfe und dem Versprechen eines schnellen Wiederaufbaus mobilisiert, organisiert die linke Opposition in den betroffenen Gebieten die Unterstützung derjenigen, die dabei außen vor bleiben. In einem Kontext, der Hilfe derart politisch instrumentalisiert, organisieren sich Menschen selbst und leisten das Menschenmögliche."
Wir sind überwältigt von der grossen Solidarität mit der vom Erdbeben betroffenen Bevölkerung in den letzten Wochen. Auch im Namen unserer Partnerorganisationen bedanken wir uns herzlich für die grosszügigen Spenden und das Vertrauen in unsere Arbeit.
Nach der Soforthilfe sind die betroffenen Menschen im Erdbebengebiet auch auf anhaltende Unterstützung angewiesen. Die Teams der medico-Partnerorganisation Kurdischer Roter Halbmond waren schon vor der Katastrophe vor Ort, sie sind es jetzt und sie werden es bleiben. Auf solche Hilfe von unten kommt es an!
Vielen Dank für Ihre Spende unter dem Stichwort «Nothilfe Erdbeben»!
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