Just am 25. Februar, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Staatsterrors, konnten wir einen kleinen Sieg feiern. Einen Sieg, der zeigt, dass selbst in schwierigsten Zeiten die Hoffnung lebt und der Kampf für soziale Gerechtigkeit weitergeht.

Ursula Hauser

Nach fast drei Jahren intensiver Arbeit mit der ersten Ausbildungsgruppe in Psychodrama in Guatemala, konnten wir am 24./25. Februar 2019 fünfzehn Directores/as de Técnicas Psicodramáticas, Psychodramaleitende, diplomieren. Zuerst im familiären Rahmen, dann formell an der Universität San Carlos (USAC), unter Anwesenheit des Dekans der psychologischen Fakultät, der Direktorin von ECAP (Equipo de Estudios Comunitarios y Apoyo Psicosocial), einer nationalen zivilgesellschaftlichen Organisation, die sich mit den psychosozialen Auswirkungen von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen befasst, und dem lokalen Koordinator des Projektes.

Delia Cornejo von der medico-Partnerin Frauenbewegung Las Mélidas MAM aus El Salvador, repräsentierte die Ko-Therapeutinnen des Netzwerkes Sur-Sur aus Kuba, Costa Rica, El Salvador und der Schweiz, die sich an der Ausbildung beteiligt hatten. Auch Maja Hess leitete mit mir im Oktober 2018 ein viertägiges Modul.

Zu den Diplomierten gehört auch ein Mitglied der medico-Partnerorganisation Vereinigung für Kriegsversehrte AGPD. Seine Teilnahme wurde von medico international schweiz mit einem Stipendium unterstützt. Zusammen mit einer Kollegin leistete er tolle Arbeit mit einer Gruppe Ex-Guerrilleras/os, die ihre Traumata aus dem langjährigen Kampf bisher nie hatten verarbeiten können.

Zur Ausbildung gehört ein Praktikum, das die Studierenden selbständig mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen durchführen mussten. Die schriftlichen Arbeiten dazu diskutierten wir im letzten Modul vor der Diplomierung. Präsentiert wurden Arbeiten mit Ex-Guerrilleras/os, Jugendlichen aus armen, von kriminellen Banden kontrollierten Quartieren, Psychologiestudent*innen, Funktionär*innen eines Ministeriums und einer Gruppe indigener Frauen, deren Mütter von Militärangehörigen während der Zeit des Staatsterrors vergewaltigt worden waren. Etwas, worüber nie gesprochen wurde; sei es aus Angst, aus Scham oder – wie es uns aus der Arbeit mit transgenerationellen Traumatisierungen bekannt ist – getragen vom Wunsch, zu vergessen. Alle diese Gruppen möchten mit dem Psychodrama weiter machen. Und die erfolgreiche Arbeit weckt das Interesse anderer Organisationen und Gruppen: das Psychodrama in Guatemala lebt!

Wir sind glücklich, einen fruchtbaren Samen gestreut zu haben, der in diesem wunderbaren Land vielen Menschen dabei hilft, vergangenes und auch gegenwärtiges Leid im Rahmen von Vertrauen und gegenseitigem Respekt in einer Gruppe mitteilen und lindern zu können.