Die angelaufene Offensive der israelischen Armee gegen Rafah im äussersten Süden des Gazastreifens bedroht über eine Million Menschen. Es ist eine Verschärfung der bestehenden Katastrophe mit Ansage. Sie folgt dem bekannten Muster: Israelische Streitkräfte ordnen durch Flugblätter und SMS Evakuierungen in sogenannte «sichere Zonen» an und warnen vor Lebensgefahr für diejenigen, die bleiben.
Schon lange ist klar: Es gibt keinen sicheren Ort mehr im Gazastreifen! Schon gar nicht das zerbombte Mittelgaza, das nun von Israel als «humanitäre Zone» für Evakuierungen angegeben wird. Es gibt dort weder genügend Platz noch grundlegende Infrastruktur für die ankommenden Menschen. Sanitäre Einrichtungen fehlen, die Wasserversorgung ist zerstört, die Spitäler sind nicht funktionsfähig. Das Gebiet ist nicht bewohnbar!
In Rafah haben mehr als eine Million vertriebene Menschen in Notunterkünften und Zeltstädten Zuflucht gefunden. Ein Grossteil der Hilfsgüter, die Israel gewährt, kam bisher von Ägypten über den Rafah-Grenzübergang in den Gazastreifen. Hier befinden sich die letzten Lager für diese Güter sowie die wenigen noch teilweise funktionierenden Gesundheitseinrichtungen. Die Vorstellung, dass auch dieser Ort bald in Trümmern liegen könnte, ist kaum auszuhalten.
Und was tut die internationale Staatengemeinschaft? Was tun Washington, Berlin, Bern, Kairo und all die anderen Regierungen konkret, um das Töten in Rafah zu verhindern, um das Sterben in Gaza zu beenden? Die Sorge um unsere Freund*innen und Kolleg*innen sowie die Gefühle der Ohnmacht sind erdrückend. Mut geben uns die zunehmenden Proteste auf den Strassen und an Universitäten weltweit. Es ist entscheidend, dass wir laut bleiben und weiterhin Druck auf unsere Regierungen ausüben.
Die Rettung und Sicherheit der Zivilbevölkerung müssen höchste Priorität haben. Die Schweiz und die internationale Gemeinschaft müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Druck auf die Kriegsparteien zu erhöhen, ihren Einfluss auf Israel geltend zu machen. Krieg und die Besatzung müssen enden und alle Geiseln müssen freigelassen werden.
Es braucht einen sofortigen Waffenstillstand und den ungehinderten Zugang für Nothilfe nach Gaza, jetzt!
Unsere Partner*innen in Gaza stehen noch immer jeden Tag unter grosser Gefahr im Einsatz, um Leben zu retten. Wir unterstützen sie weiterhin nach besten Kräften und machen uns in der Schweiz für die Einhaltung des Völkerrechts und der Genfernkonventionen stark. Der Schutz der Zivilbevölkerung, insbesondere von Gesundheitspersonal und Gesundheitseinrichtungen, steht für medico an erster Stelle!