Seit Dienstag 9. Mai fliegt die Israelische Armee erneut Luftangriffe auf den Gazastreifen, was zu einer anhaltenden Gewalteskalation geführt hat. Die israelischen Streitkräfte bombardieren besiedeltes Gebiet ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.
[Update: Am Montag 15.5. hat Israel nach der vereinbarten Waffenruhe mit der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad seine Grenzübergänge zum Gazastreifen wieder geöffnet. Die Waffenruhe hält bislang - die Situation bleibt aber angespannt und die Herausforderungen für den Gesundheitssektor enorm.]
«Die Aggressionen haben ein neues Ausmass angenommen,» schreibt uns Rawia Hamam vom Gaza Community Mental Health Programme (GCMHP). In den letzten vier Tagen seien 30 Menschen getötet worden, darunter mindestens sechs Kinder. Über 80 weitere Menschen wurden verletzt. «Meiner Familie und mir geht es gut, für den Moment. Wir alle hoffen sehr auf eine baldige Waffenruhe. Wir können keine weiteren Verluste mehr ertragen,» schreibt uns Rawia weiter und es ist kaum möglich, die richtigen Worte für eine Antwort zu finden.
Zurzeit ist der Gazastreifen komplett abgeriegelt. Uns erreichen Nachrichten, dass die Israelische Armee keine Angaben darüber macht, wann der Grenzübergang Erez wieder geöffnet werden soll. «Sie sagen, sie lassen Erez geschlossen, weil weitere, noch heftigere Bombenangriffe geplant sind,» so unsere Kontaktperson.
«Zusätzlich zu diesen ungeheuerlichen Verbrechen bedeutet die anhaltende Treibstoff- und Stromknappheit, dass Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen Gefahr laufen, nicht mehr weiter funktionieren zu können,» schreibt die medico-Partnerorganisation Palestinian Medical Relief Society (PMRS) in ihrem Aufruf an die internationale Gemeinschaft und alliierte Kolleg*innen aus dem Gesundheitssektor. Ausserdem sei es wichtig zu erkennen, dass die Zahl der registrierten Verletzten die Menschen mit traumabedingten Gesundheitsfolgen nicht miteinschliesst.
Die medico-Kolleg*innen Maja Hess und Ursula Hauser sind zurzeit in Ramallah. Sie wollten in diesen Tagen mit der Psychodramagruppe des GCMHP in Gaza den jährlichen Workshop durchführen: «Wir sind sehr traurig und wütend, dass wir nicht nach Gaza einreisen können. Aber wir sind vor allem sehr besorgt um unsere Kolleg*innen und alle Menschen in Gaza. Sie haben keinen sicheren Ort, wo sie mit ihren Kindern Schutz suchen können. Sie sind den Bombardierungen und den Entscheidungen der israelischen Regierung vollkommen ausgeliefert. Nebst der realen Gefahr ist diese Ohnmacht für die Menschen, insbesondere für die Kinder emotional und psychisch verheerend. Wir versuchen, mit den Freund*innen in Gaza in Kontakt zu bleiben und geben die Hoffnung auf ein positives Resultat der Verhandlungen um eine Waffenruhe nicht auf!»
Sobald die totale Abschottung aufgehoben wird, sind weitere medizinische Nothilfe und psychosoziale Unterstützungsprogramme für Gaza dringend nötig! Vielen Dank für Ihre Spende!
In grosser Sorge um unsere Freund*innen und Kolleg*innen in Gaza,
Ihr medico-Team